Entire Life in a Package von Orna Ben-Ami
Am 13. Dezember 2017 eröffnete Bürgermeister Lutz Urbach die Ausstellung „Entire Life in a Package“ oder „Das ganze Leben in einem Bündel“ im Foyer des Kunstmu-seums Villa Zanders. Anwesend waren die Künstlerin Orna Ben-Ami sowie ihr Ehemann Oded Ben-Ami, der Kuturattaché Tsach Saar der Israelische Botschaft Berlin, Vertreterinnen und Vertreter des Stadtrats und kunstinteressierte Bergisch Gladbacherinnen und Bergisch Gladbacher.
Bürgermeister Lutz Urbach verwies in seiner Ansprache darauf, dass die Ausstellung zuvor in den UN Headquarters in New York und danach im Palais des Nations in Genf gezeigt worden sei und nun im Kunstmuseum in Bergisch Gladbach ausgestellt werde. Er erläutert mit sehr persönlichen Worten, warum ihm an diesem künstlerischen Projekt gelegen war:
„Als ich von Ornas Ausstellungsreihe zum brandaktuellen Thema „Menschen auf der Flucht“ erfuhr, war mir sofort klar: Diese Werke müssen hier in Bergisch Gladbach ausgestellt werden! Meiner Überzeugung nach hat uns in Bergisch Gladbach gerade diese Ausstellung einiges zu sagen: Viele Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten beiden Jahren zu den neu zugezogenen Menschen aus den Kriegs- und Krisengebieten unserer Welt Kontakt aufgenommen. Sei es bei der Arbeit, in der Freizeit oder auch im alltäglichen Zusammensein, beim Einkauf, im Kindergarten oder in der Schule.
Viele Bergisch Gladbacherinnen und Bergisch Gladbacher sind Mentorinnen und Mentoren, die die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger bei der Eingewöhnung begleiten, eine Wohnung suchen, Behördengänge machen oder ganz einfach Deutschland erklären, unsere Sprache und unsere Gesetze, unsere Lebensweise und unsere Kultur.
Dabei lernen wir auch das eine oder andere „Package“ der hilfesuchenden Menschen kennen. Es gibt einige solcher Bündel, die oft schon sehr junge Menschen, Kinder, mit sich tragen. Bündel, die berühren und manchmal erschüttern.
Ich persönlich freue mich über diese Ausstellung aber auch, weil ich die Werke von Orna Ben-Ami sehr schätze. Sie sind ausdrucksstark und erzählen alle eine Geschichte, wecken Gedanken, Gefühle, manchmal Erinnerungen.“
Orna Ben-Ami wird in Israel nicht umsonst die „Iron Lady“, die eiserne Dame, genannt, denn sie legt höchstpersönlich Hand an und formt Eisen nach ihrem Willen, macht es fließend und geschmeidig.
Aktuell zeigt Orna Ben-Ami ergreifende Szenen von der Flucht einzelner Menschen oder einer Vielzahl von Fliehenden. Es geht vorrangig um Gepäckstücke und deren Inhalt. Immer aber ist da ein Mensch, dem das Gepäckstück gehört – ein Mensch, dessen Existenz auf das Bündel reduziert ist. Es ist alles, was sie oder er gerettet hat, alles was mitgenommen wurde auf einen beschwerlichen Weg in die Sicherheit.
Da ist das Kind mit der Puppe, da ist ein Junge, der müde einen Sack hinter sich herschleift, oder der Mann, der auf dem Bahnhof zwischen den Gleisen sitzt. Wohin wird der Weg ihn führen?
Jedes dieser Werke zeigt gleichzeitig die Vergangenheit und Gegenwart der Menschen auf der Flucht. Auch Gefühle wie Verzweiflung, Resignation, Hoffnung. Ja, auch Hoffnung, denn sie fliehen zu einem Ziel.
Die Künstlerin selbst betrachtet die Welt als einen traurigen Platz für viel zu viele Menschen. Daher müssten wir - jeder für sich - das Maximale tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Als israelische Künstlerin möchte sie ihren Teil dazu beizutragen, Licht auf die heutige Situation von Menschen auf der Flucht zu werfen. Sie möchte damit helfen, das Bewusstsein für diese menschliche Tragödie in unserer Welt zu schärfen.
Orna Ben-Ami beschreibt, wie jedes einzelne Teil aus Eisen, das sie für diese Ausstellung geschnitten und geformt hat, sie den Menschen näherbrachte, die ihr Zuhause verlassen und woanders eine ungewisse Zukunft suchen mussten. Indem sie auf den Fotos der Nachrichtenagentur Reuters die eisernen Bündel der flüchtenden Menschen geformt hat, wollte sie ihnen die Möglichkeit geben, zur Welt zu sprechen.
Auch der Kulturattaché der israelischen Botschaft in Berlin war angereist, um die Städtefreundschaft zwischen Ganey Tikva und Bergisch Gladbach zu loben. Er erinnerte auch daran, dass für eine israelische Künstlerin das Thema der Flucht ein besonderes ist, denn die Mehrzahl der Bürger Israels kamen dorthin auf der Flucht vor Verfolgung und Diskriminierung. Aus seiner Sicht ist die Ausstellung „Entire Life in a Package“ ein wichtiger künstlerischer Beitrag zur soziopolitischen Diskussion über Flucht und Entwurzelung von Menschen.
Orna Ben-Ami bestätigt diese Aufgabe ihrer Kunst und verweist darauf, dass diese Ausstellung vom Staat Israel gefördert wurde, um zu zeigen, wie wichtig das Thema Flucht und Vertreibung für die heutige israelische Gesellschaft ist. Die Künstlerin wünscht sich von Herzen, dass sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die Chance bekommen, mehr Einfluss in unserer Welt auszuüben. „Denn Künstler zerstören nicht. Wir, die Künstler schaffen etwas!“