Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht 1938

Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht 1938 gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Integrierten Gesamtschule Paffrath und dem Bündnis gegen Rassismus und für Vielfalt

Rund 100 Menschen gedachten am 09.11.2024 am Holocaust-Mahnmal im Park der Villa Zanders der Opfer der Reichspogromnacht 1938.  Bevor der Unterstufenchor und der Literaturkurs Lieder und ein Gedicht vortrugen, begrüßte unser Vorsitzender Willy Bartz die Anwesenden:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Stein, lieber Frank,
liebe Kolleginnen und Kollegen der Integrierten Gesamtschule Paffrath und Schülerinnen und Schüler,
liebe Mitglieder der einzelnen Parteien und Fraktionen,

im Namen des Städtepartnerschaftsverein Ganey Tikva – Bergisch Gladbach und dem Bündnis gegen Rassismus und Vielfalt darf ich Sie heute hier am Mahnmal der Shoah begrüßen.

Vor 86 Jahren ereignete sich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Reichspogromnacht. Das nationalsozialistische Regime schickte ihre Handlanger aus, um die jüdischen Deutschen aus ihren Häusern zu treiben, zu schlagen, zu foltern und teilweise zu ermorden. Geschäfte wurden geplündert und gebrandschatzt und Synagogen wurden geschändet.

Aber in Europa sollte das nicht der letzte Pogrom sein. Bereits am Abend des 7. Oktober 2023 erfolgten jubelartige Szenen in einigen Städten Deutschland, die fast pogromhafte Ausmaße annahm und den Angriff der Hamas auf den Staat Israel, die Ermordung von fast 1.400 Personen und die Entführung von fast 250 Personen feierten.

Und erst vor zwei Tagen, am 7. November 2024, fanden pogromhafte Ereignisse in Amsterdam statt, nachdem zwischen einem friedlichen Fußballspiel der Vereine Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv Fans aus Israel von einer Horde Jugendlicher durch die Straßen Amsterdam gejagt wurden. Hierzu sagte der niederländische König Willem-Alexander „Wir haben die jüdische Gemeinde der Niederlande im Zweiten Weltkrieg im Stich gelassen, und letzten Nacht haben wir erneut versagt.“

Diese Worte zeigen deutlich, weswegen wir uns heute hier versammelt haben.

Wir stehen hier nicht nur in der Pflicht zur Mahnung, sondern wir stehen hier aus Respekt vor den Leittragenden antisemitischer Pogrome gestern und heute. Wir stehen hier, um genau gegen dieses menschenverächtliche Gebaren aufzustehen.

Michel Friedman schrieb in seinem Buch „Judenhass“: „Judenhass ist Menschenhass.“ – und ja, er hat absolut Recht. Aber ist es nicht verrückt, dass durch die Jahrhunderte der Antijudaismus und Antisemitismus dieses Ausmaß angenommen hat? Haben wir nicht verstanden, dass Unterschiede uns genau ausmachen?

Ich weiß, dass ich nun hier historisch extrem verkürze, aber: Haben wir vergessen, dass das Christentum aus dem Judentum entstanden ist? Haben wir vergessen, dass der Islam durch Christen- und Judentum beeinflusst wurde? Ist es nicht so, dass wir gerne vergessen, um uns vor unseren Ängsten und Vorurteilen zu verstecken?

Heute möchte ich mit Ihnen gemeinsam daran erinnern, was Ängste und der daraus resultierende Hass für Folgen hatte. Ich möchte Ihnen sagen und sage es deutlich: Wir alle sind Menschen, wir alle sind jüdisch.

Erinnern wir uns daran und sorgen wir dafür, dass der Menschenhass nicht weiter siegt, sondern dass die Finsternis durch unsere Hoffnung aufgebrochen wird. Denn: Nie WIEDER ist JETZT!

Der Beitrag des Literaturkurses der IGP:

Weißt du wieviel Nazis stehen
in den Listen der Partei?
CIC* hat sie gezählet,
dass kein einzges Mitglied fehlet
aus der grimmen Kumpanei.

Weißt du wieviel Nazis schwören,
dass sie Hitler nie gekannt?
Nur „Grüß Gott“ ist noch zu hören
um den Nachbarn zu betören,
den man ins KZ verbannt.

Weißt du wieviel Nazis wohnen
in Behagen dick und breit?
Ohne Arbeit wie die Drohnen
lassen sie sich noch belohnen
wie einst in der Hitlerzeit.

Weißt du, dass die Nazis sinnen
von der Rückkehr ihrer Zeit?
Keine Milde sie bekehrte,
dass das Reich nie wiederkehret
mit „Hitler-Heil“ und „Hitler-Leid“.

Weißt du, wieviel Demokraten
einig stehn im Vaterland?
Wandert wer auf alten Pfaden
eng mit Eigensucht beladen,
hat die Zeit noch nicht erkannt.

Autor unbekannt

aus: Hochland-Bote (Heimatzeitung in Bayern nach dem 2. Weltkrieg), 08.12.1945

*CIC – Counter Intelligence Corps, Nachrichtendienst der US-Armee während des 2. Weltkriegs

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